Ok, die Buspreise waren uns zu teuer. Flugzeug war keine Alternative. Wir wollten weiter nach Punta Arenas in Chile, ca. 700 Kilometer nördlich. Also wagten wir das Abenteuer: Per Anhalter fahren. Natürlich hatten wir uns vorher ein bisschen informiert und heraus gefunden, dass es in Argentinien und Chile weit verbreitet ist, den Daumen rauszustrecken. Eines regnerischen Morgens stellen wir uns also an den Ortsausgang von Ushuaia, voller Aufregung und Neugier. Keine 10 Minuten später hält der erste Trucker an: Juan. An diesem Platz würde uns keiner mitnehmen, meint er, und bringt uns stattdessen zum Beginn der Schnellstraße, ca. 10 Minuten Fahrt. Spanischkenntnisse sind hier von großem Vorteil. Zum Glück kann ich mein eingerostetes Erasmus-Spanisch wieder aus der hintersten Ecke meines Gehirns herauskramen. Am Beginn der Schnellstraße angekommen die erste Überraschung: Hier stehen schon vier Tramper, alle wollen nach Norden! (Es geht ja sowieso nur nach Norden.) Während wir warten, kommen noch einmal vier Weitere. Wir stehen da jetzt also zu zehnt! Das hat was von Straßenstrich. Die Trucker können sich jetzt nach Belieben ihre Mitfahrer aussuchen. Dann geht es schneller als gedacht, ca. eine halbe Stunde später hält Dorrigo. Wir fahren vorbei an Bergen und Seen und sichten die ersten Guanacos am Straßenrand. 3 Stunden später stehen wir an einer Kreuzung kurz vor Rio Grande. Ab hier beginnt die Schwierigkeit. Es gibt nur eine Straße die gerade aus führt. Die Landschaft hat sich krass verändert und erinnert uns an Australiens Outback. Sehr selten kommen Autos vorbei. Noch dazu weht der für Patagonien typische beißende Wind. Es fegt uns fast um.
Zwei Autos bringen uns ein Stück voran. Der erste fährt uns zu einer besseren Stelle, wo natürlich schon wieder ein Tramper steht. Der Zweite nimmt uns und den anderen Tramper (ein Franzose) mit und bringt uns bis zur chilenischen Grenze. Es ist jetzt 16 Uhr. Wie sollte es anders sein: an der Grenze warten schon drei weitere Tramper (die meisten sind übrigens junge Chilenen und bereisen so ihr Land). Der Wind ist unerträglich. Wir nehmen unseren Platz an der Straße ein und warten. Und warten. Und warten. Irgendwann kommen wir mit einem Spanier ins Gespräch, der hier schon seit geschlagenen 5 Stunden festsitzt. Und es kommen noch zwei Tramper dazu. Wir stellen uns alle schon mental darauf ein, an der Grenze zu übernachten. Hier gibt es zum Glück einen beheizten Warteraum. Gegen 19 Uhr geben wir auf. Wir sind durchgefroren vom Wind und ziehen in den Wartesaal um. Der Franzose tut es uns gleich und baut sogar schon sein Bett auf. Als wir nochmal raus schauen, trauen wir unseren Augen nicht: Alle restlichen Tramper steigen gerade auf die Ladefläche eines Autos auf! Wir packen wieder alles zusammen und stürmen raus. Gerade steht ein Auto am Grenzübergang, ich spreche ihn an und es ist unser Retter in der Not: Nicolas, 20 Jahre jung, hat drei Plätze frei und fährt bis nach Rio Gallegos. Da müssen wir zwar nicht hin, aber hauptsache weg von dieser Grenze. Die Sonne geht jetzt langsam unter, wir tuckern über eine Schotterpiste 100 Kilometer durch endlose Weiten bis wir endlich an der Fähre ankommen, die uns über die Magellanstraße wieder ans Festland bringt. Dort beschließen Robert und ich auszusteigen. Wir sind todmüde und bauen unser Zelt windgeschützt hinter einem Leuchtturm auf, direkt an der Magellanstraße. Es ist Mitternacht.
Am nächsten Morgen stehen wir um 7 Uhr auf, und entdecken zu unserer Überraschung ein Café. Wir gönnen uns Kaffee (der hier aus heißem Wasser mit löslichem Pulver besteht), Kuchen und Orangensaft. Die erste Fähre von der Insel kommt, doch es sind keine Autos darauf. Alle fahren irgendwie in die andere Richtung. Wir beschließen loszulaufen. Der Wind weht unerträglich. Bis zur Kreuzung sind es 16 Kilometer. Wenigstens scheint die Sonne. Einige Autos fahren vorbei, doch keiner hält. Gegen Mittag dann endlich: Alvarro bringt uns ein ganzes Stück weiter, zur Straße die nach Punta Arenas führt. Und dann geht es ganz schnell. Keine 15 Minuten später nimmt uns der Trucker Fahrer Patricio mit bis nach Punta Arenas. Dort kommen wir gegen Nachmittag an. Juhu, es ist geschafft!
Wow das hört sich alles super spannend an
Wow das hört sich alles super spannend an
Mein Lieber, daß ist ja Abenteuer pur, ich bewundere Eure Kondition. Sicher günstig, aber was für eine Anstrengung.
Bin froh, daß Ihr noch gut angekommen seit. Genießt, das schöne Land Chile, bis bald Oma